Spezialität Mondholz 


Allgemeine Merkmale und Eigenschaften von Resonanzholz

Für die Verwendung im Musikinstrumentenbau werden die höchsten Qualitätskriterien für Holz berücksichtigt:

  • Reines Stammholz (keine Äste)
  • Geradfaserigkeit (kein Drehwuchs)
  • Holz homogen und spannungsfrei (kein Druckholz)
  • Gleichmässige Struktur mit sehr feinen (schmalen) Jahrringen, mit Breiten von 1 bis 2 (3) mm
  • Tiefer Spätholzanteil (weniger als 20-30% des gesamten Jahrringes), was dem Resonanzholz eine helle Farbe verleiht
  • Holz leicht (eher tiefe oder mittlere Dichte, unter 0.450 g/cm3), ohne weich zu sein
  • Steifigkeit: Deformationswiderstand (Elastizitätsmodul) sehr hoch im Verhältnis zur Dichte
  • Schallgeschwindigkeit sehr hoch im Verhältnis zur Dichte, mit gleichzeitig hoher Schalldämpfung
  • Geringer Harzgehalt, keine Harzgallen
  • Gleichmäßige Erscheinung (keine Verfärbungen)
  • Genügende Dimensionen für Schnittwaren mit "stehenden Jahrringen" (aus Stämmen mit Durchmesser > 50 cm)
  • Eventuell besonderer Glanz
  • Eventuell geschmeidige, nicht brüchige Hobelspanbeschaffenheit

Die berühmteste Baumart, welche in der Lage ist, solche Holz-Charakteristiken zu besitzen, ist seit jeher die europäische Fichte. Die besten Exemplare werden in höheren Gebirgsstandorten gefunden (ab ca. 1000 m ü.M) an nährstoffarmen, langsamwüchsigen, meistens nordorientierten kühlen Lagen mit kurzer Vegetationsperiode. Kleine Mulden oder lokale Flachlagen tragen spannungsfreie Einzelbäume. Diese sind in gut abgestuften Naturbeständen aufgewachsen, wo sehr gleichmässig und zurückhaltend durchgeforstet wurde. Dadurch besitzen sie eine schmale, den Stamm umhüllende Krone aus feinen Ästen. Gelegentlich sind im Jahrringbau der Resonanz-Fichte feine Wellen zu beobachten ( Wimmerwuchs / Haselwuchs / "Männliholz").


Das Holz aus der Region Bergün

In einem Grossversuch über die Bedeutung des Fällzeitpunktes, der simultan mit drei anderen, zeitweise vier Standorten über mehrere Monate durchgeführt wurde, konnte Prof. Dr. Ernst Zürcher von der AHB Biel Bergfichtenholz aus Bergün detailliert und ausführlich untersuchen. Die 144 Bäume stammten aus einem nordostexponierten Naturbestand (H.ü.M. 1520 - 1580 m). Dieses Fichtenholz konnte insbesondere mit solchem aus einem anderen Gebirgsstandort und mit Holz der gleichen Art aus einem Tieflagenstandort verglichen werden. Es wurden dort jeweils ebenfalls 144 Bäume gefällt, jedoch aus gleichaltrigen und gleichförmigen gepflanzten Kunstbeständen.

Folgendes konnte wissenschaftlich anhand des umfangreichen Materials belegt werden:

  • Beim Trocknungsprozess des Kernholzes (welches im Instrumentenbau verwendet wird) ist für Bergün der Wasserverlust im Verhältnis zum Frischgewicht deutlich tiefer, was auf "trockeneres Holz" schließen lässt. Im Laufe der 24 Versuchswochen mit 48 Fälldaten (Oktober bis März) wird zudem eine schwache, aber deutliche Abnahme des Wasserverlustes beobachtet. Der Wasserverlust unterliegt in der Regel im Laufe der Zeit viel kleineren Schwankungen.
  • Die Schwindung (prozentuale Dimensionsabnahme infolge des Wasserverlustes) ist jedoch analog zu derjenigen der 2 anderen Fichtenherkünften.
  • Die Relativdichte (Dichte lufttrocken zu Frischdichte am Moment der Fällung) ist im Zusammenhang mit dem tieferen Wasserverlust deutlich höher, und auch in der Regel viel gleichmässiger.
  • Für den ausgesprochen feinen Jahrringbau ist die Darrdichte (nach Labortrocknung bei 103 °C) des Bergüner Holzes (zwischen 0.346 bis 0.441 g/cm3) erstaunlich tief, im Gesamtmittelwert praktisch identisch zur Dichte aus den zwei anderen Fichtenstandorten mit breiten Jahrringen.
  • Eine andere grosse Überraschung brachten Wasseraufnahmeversuche (Sorptionsversuche) mit bereits getrockneten Holzproben: das Material aus Bergün nahm sehr deutlich weniger Wasser wieder auf, sei es bei 1-wöchigem Eintauchen, oder kapillar (Aufsaugen durch stabförmige Proben). Diese Eigenschaft könnte von grundlegender Bedeutung sein, im Zusammenhang mit der angestrebten Dimensions- und Formstabilität der Musikinstrumente unter wechselnden Klima- und Feuchtebedingungen.

Bedeutung der Mondphasen und der Mondstellung am Fällzeitpunkt für diese Holzeigenschaften

Was ist Mondholz? 

Gemäß Lexikon handelt es sich bei "Mondholz" um Holz, das der Überlieferung nach überragende und besondere technische Eigenschaften besitzt, wenn es zu einem bestimmten Mondstand geschlagen wird.

Während Jahrhunderten wurde zum Beispiel Bauholz ausschließlich im Winter geschlagen; dabei orientierte man sich oft zusätzlich am Mondstand. Auch für andere Verwendungszwecke sind spezifische, mondbezogene Fällregeln überliefert, die sich für manche Berufsleute anscheinend durch die Erfahrung bestätigen.

Das Hauptziel der gesamt schweizerisch konzipierten Untersuchung war abzuklären, ob Variationen in den Holzeigenschaften im Zusammenhang mit Mondrhythmen wissenschaftlich festzustellen sind. Speziell wurden die Kriterien "Wasserverlust", "Schwindung" und "Relativdichte" (Dichte darrtrocken zu Frischdichte) der Einzelproben analysiert.

Folgende Ergebnisse lassen sich zurzeit zusammenfassen:

  • Das Zusammenführen des gesamten Datenmaterials zur Bildung von Gesamt-Trends auf übergeordneter, gesamt schweizerischer Ebene und die Anwendung von spezifischen statistischen Analyseverfahren (anhand von versuchs-externen Modellen) erlaubt die Feststellung von signifikanten (statistisch belegten), mondbezogenen Komponenten in den Variationen des Wasserverlustes, der Schwindung und der Relativdichte
  • Es wird für die ca. 3 1/2-monatige zentrale Versuchsperiode (anfangs November bis Mitte Februar) eine in der Regel deutlichere mondbezogene Signifikanz der Variationen festgestellt
  • Die selben Modelle, separat auf Standortsebene (an jeweils 576 Werten) auf das Kriterium Schwindung (auch Schwindmaß genannt) angewendet, lassen mondbezogene Rhythmen, für Splint- wie für Kernholz als statistisch signifikant erscheinen
  • Es wird festgestellt, dass die Einteilung "zunehmend" (von Neu- bis Vollmond") / "abnehmend" (von Voll- bis Neumond), zwar einen signifikanten, globalen Unterschied bei der Schwindung bringt, jedoch sehr ungenau bleibt. Die Datenauswertung erlaubt zwei präzisere, systematische mondbezogene Einteilungen, die für die Variationen aller drei Kriterien viel genauer zutreffen
  • Nicht der ganze Teil der Variationen findet jedoch im Zusammenhang mit Mondpositionen statt: der Einbezug der zeitunabhängigen Referenzdichte jedes einzelnen Baumes (vor dem Beginn der Fällungen den Bäumen entnommen) zeigt, dass dieser Faktor eine Übergeordnete Rolle spielt, bestätigt aber die Signifikanz der getesteten lunaren Modelle

Erfahrungen eines Geigenbauers

Dendrochronologische Untersuchungen an Geigen aus der Cremoneser Schule haben gezeigt, dass für die Decke zum Teil sehr junges Holz verwendet wurde. Basierend auf diesem wissenschaftlichen Ergebnis wagte ich mich an eine Decke aus nur einjährigem Mondholz, d.h. diese Fichte wurde zum "richtigen Zeitpunkt" gefällt.

Das Holz liess sich sehr leicht verarbeiten. Die entstandene Geige möchte ich als ausgesprochen gelungen bezeichnen, der Ton ist sehr klar und mit viel Brillanz und Wärme. Auffallend ist, dass ich diese Geige nur einmal nachregulieren musste, was ich auf das ruhige Verhalten des Mondholzes zurückführe. Ich möchte mich bei Tonewood Switzerland für diese ausgezeichnete Fichte bedanken und bin gespannt auf weitere Erfahrungen mit diesem Holz.


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